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Weitere Kfz-Kennzeichen für den Rhein-Erft-Kreis sinnvoll/erforderlich?

Eine spannende Frage ohne Antwort

Mit Spannung konnte man Ende September 2024 die aufflammende Diskussion um andere/ weitere Kfz-Kennzeichen im Rhein-Erft-Kreis durch die Bürgermeister wahrnehmen. Bekanntlich ist das Kfz des „Deutschen liebstes Gut“, was jedenfalls in der Regel „streng zu hegen und zu pflegen“ ist, so auch das Kfz-Kennzeichen.

Derzeit leben im Rhein-Erft-Kreis mit seinen 10 Kommunen ca. 470.000 Einwohner, die gewiss aufgrund ihrer unterschiedlichen Altersstruktur nicht alle ein Kfz fahren (können/dürfen). Das „BM“ ist weit bekannt, nicht zuletzt wegen seiner vielen (unschönen) Spitznamen („Bauern-Metropole“, „bereifte Mörder“, „Blöd-Mann/Männer“, „Blech-Mörder“, „Bauern-Mörder“, „bin müde“, „Beule machen“, „Berufs-Mörder“). Das BM-Kennzeichen wurde dem damaligen Landkreis Bergheim (Erft) am 01.07.1956 zugewiesen. Die ehemaligen Kreise Köln und Bergheim wurden im Rahmen der sog. Gebietsreform zum 01.01.1975 mit einem Teil des Kreises Euskirchen, dem heutigen Gebiet der Stadt Erftstadt, zum Erftkreis vereint. Am 01.06.1976 kam die Stadt Wesseling hinzu, die aus der Stadt Köln wieder ausgegliedert wurde. Hierdurch erhielt der Erftkreis Zugang zum Rhein. Um eine bessere Außenwirkung zu ermöglichen, erfolgte die Umbenennung zum 01.01.2003 in den jetzigen Rhein-Erft-Kreis. An dem Kfz-Kennzeichen (BM) änderte sich in diesem Zeitraum nichts.

Die Diskussion wurde offenbar durch das Ergebnis des Forschungsprojektes von Prof. Dr. Ralf Bochert (Hochschule Heilbronn) angestoßen. Dieser empfiehlt neue Kfz-Ortskennungen für 320 deutsche Städte und Gemeinden mit über 20.000 Einwohnern. Hiervon wären alle 10 Kommunen im Rhein-Erft-Kreis betroffen. Man sei im Rahmen des Forschungsprojektes zu dem Ergebnis gelangt, dass ca. 2/3 der deutschen Kfz-Kennzeichen für ihre Identifikation und Verortung als relevant eingeschätzt werden. Ohne jeglichen finanziellen Aufwand kämen besagte 320 Städte und Gemeinden zu einem für sie wichtigen Stadtmarketinginstrument: Die Kfz-Ortserkennung sei das wichtigste Symbol für die Marke (Name) einer Stadt. Es sei modernes Stadtmarketing. Neue Kennzeichen seien modern und keinesfalls rückwärtsgewandt. Mehrere Kennzeichen im Landkreis seien für die Ämter vollständig kostenfrei zu realisieren. Durch die Projektidee gebe es nur Gewinner, die Änderung sei bürgernah. Da die Bürger das Kennzeichen finanzierten, müsste auch ihr Wunsch berücksichtigt werden.

Mitgeliefert werden sogleich entsprechende Vorschläge: BEB = Bedburg, BM = Bergheim, BRÜ = Brühl, ELS = Elsdorf, ERF = Erftstadt, FRE = Frechen, HÜR = Hürth, KER = Kerpen, PU = Pulheim, WSL = Wesseling

Neben dieser „Werbung“ auch für die eigenen Ergebnisse des Forschungsprojektes wird eingeräumt, dass es ein „kleines, aber nettes Thema“ sei. „Natürlich haben die Kommunen größere Sorgen. Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat, ohne dass Kosten entstehen“.

Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach findet ein „BEB“ charmant, es stifte Identifikation und Heimatverbundenheit. Aber derzeit gebe es wichtigere bzw. relevantere Baustellen (Kölnische Rundschau vom 25.09.2024). Ähnlich wird dort auch Elsdorfs Bürgermeister Andreas Heller zitiert.

Der Hürther Bürgermeister Dirk Breuer lehnt ein eigenes Kennzeichen ab: „Seit 49 Jahren fahren die Hürtherinnen und Hürther mit dem Kürzel einer 30 Kilometer entfernten Stadt an der Erft durch die Gegend, mit der uns relativ wenig verbindet“ (Zitat aus der Kölnischen Rundschau vom 28.09.2024). Das 50-jährige Kreisjubiläum 2025 sei eher der richtige Anlass, „um deutlich zu machen, dass wir nicht in einem Kreis Bergheim zugehörig sind, sondern leistungsstarke Partner in einem gemeinsamen Rhein-Erft-Kreis sind“. Eine Debatte über ein „REK“ sei zielführender.

Alles gewiss gute Argumente, aber was nutzt es einem zudem bei weiteren 320 Kennzeichen, wenn man bereits heute kaum in der Lage ist, die Kennzeichen einer Stadt/Region zuzuordnen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind abrufbar unter:

https://www.hs-heilbronn.de/de/kennzeichenliberalisierung-daf96049d3206fa0v

Reimund Gau, 1. Vorsitzender Eigentümer- und Vermieterverein Bedburg und Umgebung